Andreas Wienekes Bergtouren Seiten

Wir waren am Vortag angereist und hatten Klaus in Ötz am Bahnhof aufgesammelt, da es für ihn aus Berlin kommen so günstiger gewesen war. Wir hatten wieder in der Frühstückspension Panorama des Bergführers Virgil Kuprian in übernachtet. Von ihm bekamen wir wieder viele wertvolle Tips für unsere Tour.
 
Nach einem guten Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Sponser Joch. Diesmal jedoch nicht auf dem kürzesten Weg durch den Wald zur Faltschnalalm, den Weg war ich ja schon gegangen, sondern auf der anderen Seite des Baches über den Meraner Höhenweg weiter nach Westen talaufwärts. Zunächst ging's bei bestem Wanderwetter auf einer Asphaltstrasse zum Gasthof Zepbichl, von dort aus aber über einen schönen Bergweg vorbei am Lazinser Hof bei dem wir eine kleine Kapelle passierten und weiter in Richtung Talschluß. Schließlich erreichten wir die Lazinser Alm und verließen dann den Meraner Höhenweg in Richtung Süden.
 
Wir gingen nun über einen sehr moderat ansteigenden Weg {42} über die schönen Wiesen des Lazinser Tals am Tschingels Bach entlang. Kurz nach der Hütte der Bockhütt Alm begann der Weg nun merklich zu steigen und wir überwanden eine kurze Steilstufe. Hier verließen wir die dichtere Vegetation und wanderten nun über die Matten weiter steigend hinauf zur etwas östlich unterhalb des Faltschnaljöchl gelegenen Zil-Schaf Hütte. Wir pausierten hier jedoch nicht, denn bis zum Sponser Joch waren es nur noch ca. 300 Hm.
 
Nun ging's noch über Felsen und Platten und bald darauf erreichten wir nach ca. 950 Hm Anstieg das Sponser Joch, mit 2.581 m der höchste Punkt dieses Tages. Hier oben rasteten wir erst einmal ausgiebig und ließen die Landschaft auf uns wirken. Wenn die Wolken am Alpenhauptkamm aufrissen konnte man die gegenüber liegende Zwickauer Hütte bereits mit bloßem Auge sehen.
 
Schließlich stiegen wir, nun auf dem Weg {6} zu den malerischen Sponser Seen hinab. Diese Seen sind die Reste schon lange verschwundener Gletscher der Texelgruppe, was man auch an den vielen Findlingen auf dem gegenüber liegenden Rücken der Rötelspitze gut sehen konnte. Der Abstieg verlief teils moderat fallend über weite Wiesen, teils aber auch steil hinab über Felsen. Eine schwierige Stelle war zudem mit Seilen gesichert, die man aber nur bei sehr schlechtem Wetter, Schnee oder Vereisung benötigen würde. Nach einigen letzten Kehren, die kurz vor der Hütte aufwendig mit Felsplatten belegt waren, erreichte ich den die Jausenstation Oberkaser (2130 m, priv.), unser Quartier für die Nacht.
 
Wir stärkten uns mit Suppe oder Kaiserschmarren und Anne, Willy und ich beschlossen noch die Mutspitze mit ganz leichtem Gepäck in Angriff zu nehmen. Wir verließen den Weg {6}, überquerten den Finele Bach und passierten die Kaser- und Pfitscher Lacke auf dem Weg {25}, der uns einen Kilometer in stetem Auf und Ab entlang des Sponser Tales führte. Beim Abzweig zur Taufenscharte begann er mehr und mehr zu steigen und erreichte schließlich nach ein, zwei kurzen Kehren die Taufenscharte (2.230 m).
 
Ohne nennenswerte Pause gingen wir gleich weiter in Richtung Mutspitze. Von der Scharte aus führte der Pfad {23} etwas mühselig in leichtem Auf und Ab nach SO über einen kleinen Pass in ein weites Kar. Vom Pass aus sieht man die Mutspitze und kann schon den größten Teil des Weges dorthin verfolgen. Wir querten das Kar und traversierten den NW-Grat der Mutspitze nach einem kurzen, kräftigen Anstieg wieder mit deutlichem Höhenverlust. Der Pfad verläuft dabei unterhalb einer riesigen schrägen Platte über das Geröll entlang des Grates. Am Wandfuß des Gipfels angekommen folgten noch knapp 100 Hm Ier Kletterei bis wir den Gipfel der Mutspitze (2.294 m) erreichten.
 
Diesmal hatten wir tatsächlich die atemberaubende Tiefblicke die äußerst steile SW-Wand der Mutspitze hinab ins Vinschgau. Der Blick reichte dabei, allerdings von ein paar Wolken verdeckt von den Sarntaler Alpen über die Dolomiten und den Mendelkamm bis hinüber zur Ortlergruppe. Tief im Westen unter uns konnten wir das Hochganghaus ausmachen bei dem zu dieser Zeit umfangreiche Baumaßnahmen stattfanden. Nachdem wir uns sattgesehen hatten gingen wir auf gleichem Wege zurück zur Hütte.
 
Das Abendessen war prima, und wir ruhten uns nach diesem anstrengenden ersten Tag aus. Im Gastraum machte schon den ganzen Abend eine lautstarke größere Gruppe auf sich aufmerksam was bei gleichzeitigem Alkoholkonsum nichts Gutes für die Nacht im Lager vermuten ließ; und so kam es auch. Zwei, drei Frauen quatschen und lachten die ganze Zeit bis weit nach Mitternacht und begannen damit gegen fünf Uhr Morgens schon wieder.
 
Die Quatschtanten hatte vor allem Anne die ganze Nacht kaum ein Auge zumachen lassen, entsprechend gerädert war sie am nächsten Morgen. Hinzu kam, dass Anne und Klaus vom Vortag noch reichlich strapazierte Knie hatten. Klaus überlegte sogar die Tour zu abzubrechen, entschied sich aber noch etwas mitzugehen und erst oberhalb des Langsees, am Abzweig zum Hochganghaus seine endgültige Entscheidung zu treffen.
 
Wir stiegen nun wieder auf dem plattierten Weg {6} hinauf zum Grünsee, querten diesmal aber den Abfluss über den Weg {22} und erreichten kurz darauf den Langsee. Hier wollten die drei erst mal baden. Mir war das Wasser eindeutig zu kalt, aber die anderen hatten ihren Spaß im eiskalten Wasser. Allerdings hielten sie es dort auch nicht lange aus. Klaus entschloss sich dann glücklicherweise bei uns zu bleiben und die Tour doch weiter mitzugehen.
 

 
Nach dem Intermezzo am See stiegen wir in moderatem Anstieg durch die breite, flache Langseescharte hinauf zum Milchsee. Kurz vorher hatten wir den Abzweig zur Hochgangscharte passiert und gingen nun weiter auf dem Weg {7}. Unmittelbar nach dem See wurde der Weg steiler und wir folgten etwa 100 Hm einer schönen, sehr steilen und seilversicherten Verschneidung hinauf zur Milchseescharte mit dem Guido Lammer Biwak. Dort oben machten wir eine Pause und genossen die herrlich warme Sonne sowie den wunderbaren Rundblick von beinahe 360°.
 
Nach einer längeren Pause gingen wir weiter und es folgte ein westalpenartiges Stück unterhalb der Nordflanke des Tschigat. Wir kletterten auf dem Weg {7} mühevoll in stetigen Auf und Ab immer wieder über teils riesige Blöcke. Nach einiger Zeit hatten wir es geschafft und das Halsljoch (2.808 m) erreicht.
 
Willy und ich wollten unbedingt noch auf die Lazinser Rötlspitze, währen Klaus und Anne ihre Knie schonen und schon mal langsam zur Lodner Hütte absteigen wollten.
 
Also teilten wir uns und Willy und ich begannen den Anstieg. Der begann gleich mit einer ca. vier Meter hohen Schlüsselstelle (IIer), die aber mit Ketten, an denen man sich hochziehen konnte, entschärft worden war. Richtige Kletterer schaffen das vermutlich aber auch ohne Ketten ;-) Oberhalb der Ketten stieg der Weg steil, zunächst auf der SW Seite des Grates die Matten hinauf.
 
Gelegentlich existierten steilere, teils auch seilversicherte Stellen. Der Weg war aber nie schwieriger als W3 oder II. Unten auf der Scharte sahen wir noch lange Anne und Klaus, bevor sie sich an den Abstieg machten. Nach einiger Zeit wechselte der Weg auf die NO Seite des Grates und wurde durch viel rutschiges Geröll unangenehm.
 
Nach einer letzten Steilstufe hatten wir es dann geschafft und standen auf dem Gipfel der Lazinser Rötlspitze (3.037 m). Die Aussicht hier oben war erwartungsgemäß grandios und auch das Wetter hatte gehalten. Wir blieben daher recht lange oben und genossen die wunderbare Aussicht. Schließlich stiegen wir auf dem Aufstiegsweg wieder die 230 Hm hinab zum Halsljoch, denn das Bier an der Lodner Hütte wartete und wir hatten noch weitere ca. 650 Hm im Abstieg zu bewältigen.
 

 
Der Abstieg vom Joch begann mit einem etwas rutschigen Stück, denn der ursprüngliche Weg {7} war wohl mit der Zeit von Regen weggewaschen worden. Aber schon bald darauf passierten wir die Tablener Lacken auf einem guten Bergweg der nun mal steiler, mal weniger steil, gelegentlich in Serpentinen hinab ins Zieltal führte. Kurz vor der Hütte traf unser Weg auf den vom Hochganghaus kommenden Franz Huber Steig {7b}. Das soll ebenfalls ein wunderschöner Weg sein, als ich ihn im Vorjahr gegangen war hatte ich aber außer vielen Wolken fast nichts von der Landschaft gesehen. Hier am Zusammentreffen der Wege konnte man die Hütte schon sehen und nach dem wir den Zielbach gequert hatten, erreichten wir müde, aber glücklich die .
 
Da Klaus und Anne ihre Knie noch etwas schonen wollten brachen Willy und ich alleine zum Rotegg auf, obwohl sich die Bergspitze noch in Wolken hüllte. Zunächst gingen wir mit geringer Steigung in das Lafalsbach Tal, aber nach ca. 1 km begann der Weg die Südflanke des Roteggs steil hinaufzuführen. Nach diesem ersten Steilaufstieg querten wir die Bergflanke weniger steil. Das Wetter spielte aber nicht so schön mit und der Berg hüllte sich ab etwa 2.500 m in Wolken, außerdem sprühte es gelegentlich.
 
Bald wurde die Vegetation spärlicher und der Weg stieg wieder steiler. Leider rissen die Wolken über dem Gipfel nicht auf, im Gegenteil, sie sanken teils sogar noch tiefer, sodass wir manchmal in den Wolken gingen. Wir ließen uns aber nicht entmutigen und stiegen weiter auf ein kleines Plateau. Hier gab es schließlich kaum noch Pflanzen, nur noch Schotter und bald begann auch eine leichte, teils etwas ausgesetzte Ier bis IIer Kletterei.
 
Da die Wolken gelegentlich aufrissen und wir die Bergspitze sehen konnten kletterten wir jedoch immer weiter. Uns erwartete allerdings noch eine etwas schwierige Scharte, die in einem Buch in der Lodner Hütte als "für den erfahrenen Bergwanderer" machbar beschrieben war; wir waren gespannt. Wir kletterten weiter in gutem Fels aufwärts, dabei teils auf steil aufgerichteten, kaum fußbreiten Platten. Immer wieder rissen dabei die Wolken auf und gaben den Blick auf den Gipfel, unser Ziel frei, um ihn dann schnell wieder zu verschlucken.
 
Schließlich hatten wir die Scharte erreicht und stellten fest, dass wir wohl keine "erfahrenen Bergwanderer" waren. Um die Scharte zu überwinden hätten wir eine etwa 3 m hohe nahezu senkrechte Stufe an einem Seil abklettern müssen, dann die vielleicht 3 m lange, nach beiden Seiten sehr steil abfallende Scharte seillos queren müssen und auf der gegenüber liegenden Seite gut 10 - 15 Hm erneut an einem Seil fast senkrecht hinauf Klettern müssen.
 
Das schien uns zu gefährlich, insbesondere, da es auf dem Hinweg ja immer wieder gesprüht hatte. Und wir damit rechnen mussten auf dem Rückweg diese Passage im Regen oder gar Gewitter bewältigen zu müssen. Wir beendeten dort also schweren Herzens unseren Gipfelsturm und machten etwas unterhalb der Scharte erst einmal eine ausgedehnte Pause.
 
Der Abstieg verlief auf dem Aufstiegsweg und währenddessen besserte sich das Wetter zunehmend, sodass wir für den kommenden Tag bei der Überschreitung der Johannisscharte gute Bedingungen haben würden. An der Hütte angekommen waren auch Anne und Klaus wieder fröhlich, sie hatten es sich bei der Hütte und in der näheren Umgebung gut gehen lassen und ihren Knie geschont.
 
Der Morgen verhieß wieder deutlich besseres Wetter und so gingen wir auf einem schönen Bergweg {8}das Zieltal weiter aufwärts durch den von der Kleinen und Hohen Weiße (3.279 m) und dem Lodner (3.228 m) beherrschten Talkessel.
 
Eine geologische Besonderheit sind die Kalkeinsprengungen aus grobkristallinem Marmor in diesen Berggipfeln. Sie lassen die Berge teils wie mit Eis überzogen aussehen.
 
Wir passierten eine Herde Ziegen und, wer hätte das gedacht, sie rochen nach Ziegenkäse ;-) Bald schon erreichten wir den Kessel am Ende des Zieltales und konnten die Johannisscharte schon gut erkennen. Sie sah wirklich sehr steil aus.
 
Auf dem Weg dorthin überwanden wir zunächst noch eine kurze Steilstufe du erreichten so den obere, flachen Teil des Kessels. Von dort aus zickzackte sich der Weg steil aufwärts führend immer dichter an die Südseite des Grubjöchls heran und stieg dann weiter sehr steil und etwas geröllig rutschig zur Scharte hinauf. Die letzten etwa 100 m waren mit Seilen versichert.
 
Oben auf der Scharte war es noch recht kühl, denn sie liegt im Schatten der Kleinen Weiße. Wir blieben auch gar nicht auf der Scharte, sondern machten uns gleich an den Abstieg. Die Scharte ist auf der Nordseite sehr steil, aber teilweise durch Fixseile gesichert. Zunächst ging's also an Ketten auf der rechten Seite der Rinne sehr steil und wieder rutschig abwärts, aber bald schon wechselte der "Weg" auf die linke Seite der Rinne. Dabei waren Seile und Ketten zur Sicherung bis weit hinunter angebracht. Im Oberen Teil waren diese auch im Abstieg unbedingt nötig, im unteren Teil konnten wir gut über das, wenn auch etwas grobe, Geröll abfahren.
 
Schließlich führte der Pfad nach links aus der Rinne hinaus. Hier sahen wir, dass die Hohe Wilde fast Wolkenfrei war, nur eine kleine Wolkenfahne zierte ihren Gipfel. Unser Weg {8} führte nun im Zickzack abwärts in das Becken, das der Grubenferner hinterlassen hatte, dann leicht ansteigend dort hindurch auf den Schnalsberg zu. An seinem westlichen Wandfuß wandte sich der Weg nach links (N) und überwand eine kleine Steilstufe. Nun führte er in leichten Anstieg hinüber zum gut ausgebauten Meraner Höhenweg {24}. Auf diesem erreichten wir nach wenigen Minuten das Eisjöchl (2.908 m) wo wir uns direkt vis-á-vis zu befanden, die wir kurz darauf ereichten.
 
Es war Mittagszeit und so genossen wir erst einmal eine Brotzeit, bevor wir uns entschlossen doch noch die Hohe Wilde zu besteigen. Von hier unten sah es nicht allzu gut aus, denn der Gipfel schien inzwischen völlig in den Wolken verschwunden zu sein. Trotz dieser Aussichten machten wir uns auf den Weg, wir waren ja Optimisten!
 
Der "Hans Günzmacher Weg" führte unmittelbar von der Rückseite der Hütte aus über die Felsen aufwärts, überwand eine kurze, felsige Steilstufe und passierte auf einer Seitenmoräne einen kleinen See. Dann stieg er wieder an und führte in steilem zickzack eine Bergflanke aufwärts und tauchte in etwa 3.000 m Höhe leider wieder in die Wolken ein. Schließlich wurde er wieder etwas weniger steil und führte, teils recht ausgesetzt in Richtung Norden durch die Ostflanke des Hohe Wilde Südgrates. Leider lichteten sich die Wolken nicht, sondern waren nur mal dichter, mal weniger dicht.
 
Der Bergweg wandte sich nach NO und es folgten einige steile Passagen mit kurzen Ier Kletterpassagen, bis wir schließlich den oberen Rand des Langtaler Ferners erreicht hatten. Wir querten die breite Hochwilde-Scharte nach SW und stiegen auf dem zunehmend unangenehm rutschig werdenden Weg aufwärts. Oberhalb dieses rutschigen Stücks folgten wieder einige steile, durch feuchten Schotter rutschige Passagen mit kurzen Ier Kletterpassagen. Eines dieser Stücke war mit einem Seil und einigen Eisenklammern entschärft.
 
Nach dem wir die letzten Platten überwunden hatten, erreichten wir etwas überraschend plötzlich den recht breiten Südgipfel der Hohen Wilde (3.480 m). und ... tja, Panorama gab es keins, denn der Gipfel hüllte sich immer noch in Wolken. Also ruhten wir uns nur etwas aus und waren stolz auf die Aufstiegsleistung durch schwieriges Gelände.
 
Der Abstiegsweg folgte dem Aufstieg, war aber naturgemäß etwas schwieriger. Anne und ich waren vorausgegangen, da Klaus noch ein Stückchen des Wegs zur Nordspitze der Hohen Wilde erkunden wollte. Im Bereich der Hochwilde-Scharte hörten wir, immer noch in den Wolken, Rufe die vom Langtaler Ferner kamen. Wir antworteten, konnten sie Personen aber nicht recht orten und glaubten, dass sie sich von uns entfernten und den Ferner runter gingen. Das war jedoch ein Irrtum!
 
Willy und Klaus, die uns etwas später folgten fanden die Wanderer. Sie waren am Morgen bei besten Bedingungen an der Langtalereck Hütte gestartet und den Ferner hinauf gegangen um eine Hochwilde Überschreitung (Südgipfel -> Nordgipfel) zu machen. Im Nebel hatten sie sich im oberen Teil des Ferners verirrt und konnten die Hochwilde-Scharte nicht mehr finden. Erst Willy und Klaus, die sie beharrlich riefen zeigten ihnen so den Weg zur Scharte. Die Wanderer bedankten sich abends auf der Stettiner Hütte mit reichlich Wein für ihre "Rettung".
 
Am Vorabend hatte Willy vorgeschlagen am frühen Morgen mal nach dem Wetter zu schauen und bei guten Bedingungen die Hohe Wilde noch mal zu besteigen. Ich stimmte gleich zu. Leider waren die Bedingungen morgens noch zweifelhaft und ich blieb erstmal liegen. Willy war wieder optimistischer, schaute um halb Sieben aus dem Fenster und lief ohne Frühstück eine Viertelstunde später los. Ich drehte mich noch mal im Bett um, denn ein zweites Mal wollte ich nicht in den Wolken auf den Gipfel.
 
Um sieben jedoch sah ich, dass der Gipfel völlig frei war und rannte 15 Minuten später ebenfalls ohne Frühstück hinter Willy her. Der Aufstieg war nun dank der freien Sicht viel imposanter als am Vortag als wir nur durch Wolken gelaufen waren. Ich traf Willy als er kurz unterhalb des Gipfels bereits wieder auf dem Rückweg war. Wir stiegen gemeinsam noch mal auf den Gipfel, den ich diesmal nach nur etwa 45 Minuten erreichte. Wir machten das obligatorische Gipfelfoto, das Gipfelpanorama und hatten Spass wie Bolle weil sich der erneute Aufstieg wegen der tollen die Sicht an diesem Morgen absolut gelohnt hatte.
 

 
Der Himmel war wolkenfrei, nur in den Tälern im Süden bis hinauf auf etwa 2.000 m hingen die Wolken. Einfach herrlich, wie die Dolomiten keck ihre Spitzen durch die Wolkendecke schoben. Schließlich stiegen wir wieder ab, und trafen an der Hochwilde-Scharte auf die ersten anderen Wanderer. Wir konnten auch ganz nah die Spuren der Wanderer vom Vortag auf dem Gletscher sehen und man kann nur erschreckt sein, wie man kaum 100 m von der Scharte entfernt diese im Nebel nicht findet.
 
Es zeigte sich, dass es gut gewesen war noch vor dem Frühstück loszugehen, denn schon während des Abstieges begann sich die Wolkendecke wieder zu heben und spätestens zum Mittag würde auch der Gipfel wieder in den Wolken sein. Da wir dort wo es im Abstieg möglich war den Berg regelrecht hinab rannten, waren wir bald schon wieder an der Hütte. Anne und Klaus hatten die Wirtsleute informiert und so bekamen wir, trotzdem die Frühstückszeit eigentlich schon vorbei war, trotzdem noch unser Frühstück mit Kaffee.
 
Nun folgte der Übergang zur Zwickauer Hütte. Zunächst ging's auf dem gut ausgebauten, "autobahnbreiten" Meraner Höhenweg {24} in mehreren Kehren bei herrlicher Rundsicht abwärts in Richtung Osten. In ca. 2.400 m Höhe zweigte der Weg {44} nach links ab und führte weiter in leichtem Auf und Ab insgesamt jedoch abfallend unterhalb des Gurgeler Kamm entlang. Hier querten wir ohne großen Höhenunterschied steil abfallende Berghänge, die sehr reizvoll abwechselnd mit Glimmerschiefer und kristallinem Kalk (Marmor) durchzogen sind. Zwei hart gefrorene Schneefelder bereiteten uns keine Probleme, denn sie waren recht flach.
 
Nach dem letzten wurde der Weg für einige Zeit sehr steil und führte teils recht ausgesetzt einen Bergrücken aufwärts. Oben angekommen quert er unter leichtem Höhenverlust nach Osten hinüber zum Weg {6a}, der von der Schneidalm bzw. von Pfelders heraufzieht. Es folgte noch ein kurzer Aufstieg, derart im Nebel, dass wir die Hütte erst erkannten, als wir vor ihrer südlichen Stützmauer standen. Aber schließlich hatten wir die erreicht.
 
An der Hütte war es empfindliche kalt und es fieselte leicht, weshalb wir froh waren und in die urige warme Stube setzen zu können. Eine absolute Besonderheit weist die Hütte allerdings noch auf, sie hat eine warme Dusche. Das hätte ich auf einer so hoch gelegenen und einfachen Hütte nicht erwartet. Wir nahmen die Dusche nach einigen Tagen ohne aber dankbar an, zumal der nächste Tag ja unser Abreisetag sein sollte.
 
In der Nacht hatte es einen Wettersturz gegeben und am Morgen war es entsprechend kalt. Willy hatte bemerkt, dass er eine Hose auf der Stettiner Hütte vergessen hatte und lief noch vor dem Frühstück los sie zu holen; ich wollte es erst gar nicht glauben, als Anne und Klaus es mir erzählten. Wir drei frühstückten in Ruhe und machten uns dann an den letzten Abstieg dieser Tour.
 
Zunächst verlief sie auf dem gleichen Weg {6a} und wieder in Wolken den wir tags zuvor aufgestiegen waren. Wir passierten den nach Osten zum Kreuzjoch bzw. Rauhjoch führenden Abzweig des Wegs {44} und bald darauf den nach Westen zur Stettiner Hütte führenden, blieben jedoch auf dem Weg {6a} und stiegen über mehrere steile und weniger steile Stellen in kleinen und größeren Kehren hinab zur verfallenen Oberen Schneidalm (2.300 m).
 
Hier stand ein eindrucksvoller Wegweiser, der den unteren Weg zur Stettiner Hütte wies. Wir bleiben jedoch auf dem Weg {6a} und gingen in einer großen, s-förmigen Bewegung mit leichtem Gefälle hinab zur bewirtschafteten Unteren Schneidalm (2.159 m). Hier waren wir endgültig aus den Wolken herausgekommen. Wir kehrten jedoch nicht in der Alm ein, denn wir freuten uns auf einen Kaffe im nahen Pfelders. Willys Wagen konnten wir von hier oben schon gut erkennen. Allerdings mussten wir vorher noch etwa 500 Hm absteigen.
 
Es ging weiter moderat abfallend auf den Ferner Bach zu, den wir schließlich noch passierten. Danach wurde es wieder steiler und wir stiegen das letzte Stück auf den mächtigen Wällen des Baches hinab. Schließlich erreichten wir den Pfelderer Bach, den wir über eine breite Brücke querten, hingen durch ein kleines Wäldchen und erreichten so endlich kurz vor Mittag das Gasthaus in dem wir uns erst mal stärkten. Wir waren noch keine halbe Stunde dort, als auch schon Willy eintraf, er musste die Strecke gejoggt sein!
 
Wir aßen noch einen Kuchen zusammen, zogen uns dann für die Fahrt um und bestiegen Willys Wagen mit dem wir, diesmal setzten wir Klaus in Ulm ab, sicher nachhause kamen.