Andreas Wienekes Bergtouren Seiten

Nach einer langen Fahrt im Liegewagen nach Franzensfeste und weiter im Zug nach Niederdorf kamen wir im etwas verregneten Südtirol an. Da wir noch ein bißchen Zeit hatten, bis uns der Bus nach St. Veit fuhr, genossen wir erst mal einen kleinen Imbiß mit Cappuccino und Espresso. Schließlich brachte uns der Bus nach St. Veit, dem eigentlichen Ausgangspunkt unserer Tour. Hier beginnt der Dolomiten-Höhenweg Nr. 1. Er ist auf der gesamten Tour mit einer 1 in einem blauen Dreieck markiert. Wir folgten dem Wanderweg bergan durch schöne Wälder zum Pragser Wildsee.
 
Vom Hotel Pragser Wildsee aus gingen wir am westlichen Ufer des dunkelgrünen Sees nahezu eben weiter auf den Seekofel zu. Am südöstlichen Ende teilt sich der Weg. Rechts (W) führt der Weg weiter um den See herum. Wir stiegen links (O), über Geröll, später durch Latschen auf gutem Steig (leider in leichten Regen) das Hochtal zwischen Seekofel rechts und kleinem Roßkofel links aufwärts.
 
Weiter oben führte der Steig links der Talsohle vorerst noch durch Latschen, dann über einen begrünten Felsaufschwung in steilen Kehren empor. Der Regen verstärkte sich, so daß wir uns unsere Ponchos überziehen mußten. Die schönen Tiefblicke zur See, die man von hier aus haben sollte blieben uns verwehrt, da wir zeitweise in den Wolken waren. Wir bogen kurz nach rechts und erreichten absteigend den oberen flachen Talboden, das Nabige Loch. Der Weg führte uns weiter an der rechten Talseite westwärts einen bewaldeten Rücken in Kehren hoch, dann durch lichten Lärchenbestand und über Schutt unter der Wand des Seekofel-Ostsporns nach links (SO) empor. Der Weg führt schließlich über eine Steilstufe (Drahtseil) um den Sporn herum nach rechts in das große Felskar "Ofen". Hier waren wir schon ziemlich abgekämpft, außerdem verwandelte sich der Regen nun mit zunehmender Höhe in Schnee.
 
Der weitere Weg westwärts zur Porta Sora al Forn, (2.388 m) war deshalb auch mehr eine Schinderei, als Spaß. Die prachtvollen Ausblicke auf die umliegenden Berge: Drei Zinnen, Hohe Gaisl, Sorapiss, Bosconero, Pelmo, Tofanen, die Berge der Sennesalpe, die Kreuzkofel- und Geisler-Gruppe blieben uns wegen des schlechten Wetters leider größtenteils verwehrt. Als wir nach mehrmaligem Rasten endlich die Scharte erreichten, waren wir jedenfalls froh die bewirtschaftet zu sehen. Wir gingen frierend und naß jenseits der Scharte auf gutem Weg nach links (SO) hinab zur nahen Hütte. Den Rest des Tages verbrachten wir damit uns in der Hütte zu stärken und wieder aufzuwärmen.
 
Der nächste Tag begann etwas freundlicher als der erste. Wir gingen von der Hütte auf einem gutem Karrenweg { 6 } westwärts, am Südfluß des Seekofels entlang, durch eine Block- und Bergsturzzone sanft abwärts zur Rechtsabzweigung eines Steiges { 6 }. Auf ihm überwanden wir eine kleine Anhöhe und gingen über die felsdurchsetzten Wiesen einer Hochebene in Südwestrichtung. An einer Abbruchkante machten wir halt und schauten hinunter auf die .
 
Wir passierten die Hütte und gingen von dort aus auf einem breiten Wirtschaftsweg etwas abwärts bis wir zu einer Abzweigung kamen, an der ein Steig nach links hinüber zur Forada Vedla Hütte abzweigt (1 km). Wir folgten dem Steig südwärts südwärts durch Latschen und lichten Zirbenbestand, über das gewellte Sennesplateau und erreichten bald die . Sie liegt in einer lieblichen grünen Dolinenmulde am Nordfuß der Croda-Camin-Gruppe. Da wir nicht die gut 400 m bis zum ab- und dann wieder 500 m bis zur La Varella Hütte aufsteigen wollten, entschieden wir uns für die Variante 1 des Dolomiten-Höhenwegs. Auf ihr wird steile Nordwestflanke der Banc dal Se gequert (Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung!).
 
Von der Vedla-Hütte aus gingen wir über eine Wiese zunächst eben nach SW, über ein ausgetrocknetes Bachbett und dann leicht aufwärts durch Latschen und lichten Lärchenbestand zu einem Sattel (2.045 m) dicht beim Colle di Rü (2.076 m). Wir traten aus den Latschen und stiegen über steile Geröllhänge hinab in eine Schlucht unterhalb der Nordwänden des Castello Bancdalse. Von hier aus hatten wir einen herrlichen Blick durch das Tamerstal bis hinüber nach St. Vigil. Nach ca. 50 m Abstieg begann wieder der Aufstieg. Er führte uns über eine latschenbewachsene Rippe in engen Kehren sehr steil zunächst nach S, später nach W hoch zur Nordwestschulter (2.064 m) des Berges. Von hier aus konnten wir schon den Rest des Weges bis zur Fanes Alm überblicken.
 
Wir stiegen wieder ca. 100 m gemächlich über die riesigen Geröllhänge der Croda Ciamin hinab und erreichten schließlich den Wirtschaftsweg, der die Peredü-Hütte mit der Fanes-Alm verbindet. Auf ihm erreichten wir dann nach einiger Zeit die . Die Hütte hatte eine sehr nette Bedienung, ausgezeichnetes Essen und sogar eine warme Dusche! Was will man mehr. Wir genossen dann noch den Rotwein und beschlossen von nun an auf jeder Hütte einen Enzian zu probieren.
 
Auch dieser Tag zeigte sich nicht von seiner schönen Seite, es regnete wieder leicht. Wir überquerten die Fanes Alm zunächst eben nach O und stiegen dann nach S einen abkürzenden Weg vorbei an der direkt zum Limojoch (2.172 m) empor. Der Weg führte weiter über das breite grasige Joch, am Limosee (links) vorbei und dann südostwärts sanft abwärts zur Straßenteilung. Der linke Weg (O) führt in das Fanestal und nach Cortina. Wir gingen rechts (S) weiter zu der auf weitem Wiesenboden gelegenen Großen Fanes Alm (2.104 m), mit der im Sommer bewirtschafteten Jausenstation. Hier war wieder Zeit die Ponchos anzulegen.
 
Anschließend gingen wir sehr gemächlich steigend weiter auf einem natürlichen Karrenweg in Richtung SW auf das Tadegajoch (2.157 m) zu. Geradeaus über dem Joch hätten wir bei besserem Wetter das Firnfeld der Marmolada sehen können. Vom Tadegajoch aus ging es weiter südwärts auf dem begrastem Karrenweg durch das breite Lagacotal sanft abwärts. Nach kurzer Zeit erreichten wir die Abzweigung, die uns zur Forca del Lago (2.480 m) hätte bringen sollen.
 
Da der Regen aber wieder eingesetzt hatte, die Forca in den Wolken verschwunden war und wir mit den Ponchos schlecht klettern konnten, entschieden wir uns die Forca westlich über die Scotoni-Hütte zu umgehen. Das führte uns zu einer unerwartet schwierigen Etappe, und es ist zweifelhaft, ob unsere Entscheidung gut war. Denn der Weg querte die sehr steilen, und durch den Regen etwas rutschigen, westlichen Geröllhänge der Cima del Lago und endete schließlich in einer mit Seilen und Leitern recht ausgesetzten Scharte oberhalb der Scotoni-Hütte. Wir erreichten endlich die und gönnten uns ein paar warme Getränke.
 
Durch unsere Umgehung der Forca di Lago mußten wir nun wieder ca. 200 m aufsteigen. Oben angekommen sahen wir, daß die Forca inzwischen völlig wolkenfrei war, auch der Regen hatte aufgehört. Der Umweg war also unnötig gewesen. Nun stiegen wir noch die letzten 600 m hinauf zum Rif. Lagazuoi. Wir gingen zuerst über das leicht ansteigende Lagazuoi-Karrenplateau unter den Westwänden der Fanis-Gruppe (links), später über das Karrenfeld selber empor gegen die Forc. di Lagazuoi. Auf diesem Weg kamen wir mehr und mehr in den Schnee. Der schneidend kalte Westwind nahm zu und wir bekamen eine Ahnung davon, was die österreichischen und italienischen Soldaten des 1. Weltkrieges hier oben hatten aushalten müssen. Beim Aufstieg passierten wir die Reste der geborstenen Hütten und Unterstände. Diese Reste mit den abgebrannten Hölzer liegen dort schon etwa achtzig Jahre! Wir gingen weiter bergauf, erreichten die Forca di Lagazuoi jedoch nicht, sondern steigen weiter rechts davon, entlang der Skiabfahrtstrasse steil in Kehren hinauf zu der am Gipfelkamm gelegenen Bergstation der Lagazuoi-Gondelbahn. Von hieraus stiegen wir über Eisenroste hinauf zum , der höchstgelegenen Hütte unserer Tour.
 
Der Morgen begann sehr früh für uns, denn das Wetter hatte aufgerissen und wir erlebten einen herrlichen Sonnenaufgang auf diesem den Gipfel, der zu den eindrucksvollsten und aussichtsreichsten in den Dolomiten zählt. Nach einem kurzen Besuch des kleinen Lagazuoi (2.778 m) frühstückten wir erst einmal ausgiebig. Der Abstieg durch den vereisten Tunnel war uns zu gefährlich, der über die Skiabfahrt zu langweilig, so entschlossen wir uns die 670 Höhenmeter bequem mit der Seilbahn zu überwinden.
 
Nach kurzer Zeit waren wir am Falzarego Paß und gingen dann zunächst über die begrünte, geneigte Karrenhochfläche, später in felsigem Gelände, und durch mehrere Steilrinnen (eine kurze leichte Kletterpassage) in Richtung SO auf dem Höhenweg 1 auf die Forca Averau zu. Wir passierten die flache Forca, umgingen den Averau südlich jenseits der Scharte auf gutem Weg direkt unter seiner mächtigen Südwestwand auf fast ebenem Weg und erreichten schnell das . Ohne Rast gingen wir weiter bergab (N) über die Karstfläche auf das zu, bogen aber vorher nach rechts (O) auf den Wirtschaftsweg nach Cortina ab. So erreichten wir schließlich das , wo wir unsere Spaghetti aßen, die uns eine sehr nette Wirtin brachte.
 
So gestärkt gingen wir die asphaltierte Zufahrtsstraße 250 m in Ostrichtung sanft abwärts (Rückblick zu den Cinque Torri!) zur Abzweigung eines Fahrweges halbrechts. Wir folgten einem Geländerücken, vorerst über Wiesen, dann im lichten Wald nach Südosten abwärts, schließlich auf Fußweg in Kehren steil zu den Waldwiesen im Talgrund des Val Costeana hinab, wo man die Straße über den Passo Giau erreicht. Wir querten die Straße und folgten Weg Nr. 437 in wenigen steilen Kehren hinunter zum Rio Costeana, der bei der Ponte di Rocurto, 1.708 m, überschritten wird. Wir gingen ostwärts durch lichten Nadelwald zunächst zu einer weiteren Brücke, dann sanft aufwärts (schöne Durchblicke nach N und NW auf Cinque Torri und Tofanen!) zu einer kurzen felsigen Steilstufe. Gleich danach bog der Weg rechts in das prachtvolle Valle Formin ein.
 
Der Weg führte nach links über den Bach und ostwärts auf gutem Steig durch lichten Nadelwald in Kehren hinauf zur wunderschönen flachen Lärchenwiese um den verfallenen Cason di Formin (1.850 m). Von hieraus ging es geradeaus auf Weg { 434 } über eine steile bewaldete Flanke in vielen Kehren zu einer Wiesenschulter (ca. 2.050 m) am äußersten Nordausläufer des Croda-da-Lago-Kammes empor, an der sich der Weg nach rechts in die Ostseite des Massives wendet, Hier hatten wir einen prachtvollen Rückblick nach NW zu den Tofanen. Nachdem wir uns sattgesehen hatten gingen wir zu Füßen des Croda da Lago durch kurzstämmigen lichten Lärchenwald leicht abwärts nach S, vorbei am linken Ufer des wunderschönen Lago Federa zum . Die Hütte ist nicht all zu groß, aber recht gemütlich. Ein kleiner Schankraum mit der, wie überall in Süd-Tirol unvermeidlichen riesigen Expresso-Maschine. Von der Hütte aus hat man einen recht eindrucksvollen Blick auf die Cristallo-Gruppe und die fast gegenüber liegende Sorapiss.
 
Um wieder mehr in Richtung Eisacktal zu kommen verließen wir nun den Dolomiten-Höhenweg Nr. 1 und setzten unsere Wanderung auf dem Höhenweg Nr. 2 fort. Dazu mußten wir zunächst in Richtung Südwesten, nach Pescul absteigen.
 
Nachts hatte es noch etwas geschneit, aber als wir losgingen war der Schnee rund um die Hütte fast völlig weggetaut. Wir gingen zunächst noch ca. 230 m aufwärts in Richtung S über die Schutthänge an der Ostseite des Croda-da-Lago Massivs zur Forc. d′Ambrizzola (¾ Std. 2.277 m). Hier bot sich ein überaus eindrucksvoller Blick auf den Mt. Pelmo im Südosten und das Civetta-Massiv im Südwesten. Nun folgte der Abstieg durch das Valle Mondeval auf die Civetta zu. Der Weg führte zunächst über ein Hochplateau, eingerahmt von der C. d′Ambrizzola im Süden, dem Corvo Alto im Südwesten und dem Becco di Mezzodi im Osten. Dann ging es im Bogen nach Westen abwärts über Almwiesen zu einem halb verfallenen Almgebäude, wo der Weg in den Wald eintauchte. Kurz hinter der Alm, an einer Verbauung des Bergbaches trafen wir auf einen Forstweg, der aus dem Florentina-Tal von Südwesten aus heraufkam und nach Südosten führte. Leider ist in der Freytag & Bernd Karte der weitere Weg { 466 } falsch eingezeichnet. Wir suchten die Markierungen vergeblich im Wald. Wir querten dann schließlich den Bach, aber fanden auch hier keine Markierungen. Wir waren irgendwo mitten in der weglosen "Pampa"!
 
Nach Westen war kein Aufstieg zur Forstraße möglich, daher entschlossen wir uns den Bach erneut zu querten und den auf der Karte eingezeichneten östlichen Teil des Forstwegs zu suchen. Leicht gesagt! Es ging in nassem Gras und aufgeweichten Wiesen querfeldein ca. 50 m den Berg hinauf. Schließlich erreichten wir die Forststraße und folgten ihr einige Zeit bergab bis uns ein Wegweiser zeigte, daß wir richtig waren. Hier war, anders als auf der Karte auch der Weg { 466 } ausgewiesen. Erleichtert rasteten wir. Die Freude währte aber nur kurz. Mein Begleiter stellte fest, daß er irgendwo in der letzten Stunde seinen Anorak verloren hatte! Er hatte ihn an den Rucksack gebunden (siehe Bild links) und ein Ast mußte ihn abgestreift haben. Wir mußten also noch einmal zurück. Glücklicherweise fanden wir ihn nach ca. 15 Minuten auf einem steilen Wiesenstück im Wald wieder, kurz vor dem Punkt an dem wir den Forstweg erreicht hatten.
 
Wir waren erleichtert. So konnten wir unseren Weg nach Pescul endlich mit ca. 1½ stündiger Verspätung fortsetzen. Wir erreichten schließlich die Straße die uns nach Pescul führte und hatten diesmal Glück, nach nur einer ¾ Stunde kam eine Bus, der uns zunächst nach Caprile brachte. Nach einer weiteren Stunde Wartezeit bekamen wir unseren Anschluß nach Arabba. Die Fahrt war landschaftlich höchst eindrucksvoll durch das steile Tal des Cordèvole. Die Ortschaften sind hier hoch über dem Talgrund teilweise förmlich an den steilen Berg geklebt. Gegen Abend erreichten wir schließlich Arabba.
 
Wir benutzen zunächst wieder technische Hilfsmittel (Taxi), um den Pordoi Paß zu erreichen und dann die Seilbahn. Einerseits wollten wir uns die knackig steilen 900 Höhenmeter zum Rif. Forc. Pordoi sparen, andererseits lag oben so viel Schnee, daß wir nicht sicher waren, ob wir evtl. 200 - 300 m Höhenmeter vor dem Ziel in der steilen Scharte trotz der dort vorhandenen Seile hätten umkehren müssen. Daher entschlossen wir uns die Lage zunächst von der oberen Seilbahnstation aus zu erkunden. Zwar lag oben tatsächlich viel Schnee (20 - 30 cm), aber da die Sella ein großes, nach Norden abfallendes Plateau darstellt, war der Weg oben relativ leicht. Es hatte die vergangenen Tage geschneit, daher war auch fast kein Eis zu sehen.
 
Wir gingen im Schnee auf dem Weg { 627 } zunächst leicht abwärts, bis wir ein kleines, durch die vielen Wanderer glattes Steilstück zum bei der Pordoischarte hinabstiegen. Nun ging es fast eben, bis auf ein kurzes aber leichtes Stück Verseilung hinüber zur . Unser Wunsch nach einer Erfrischung wurde von dem unwirschen Hüttenwirt abgewiesen, der uns brüsk erklärte, daß er für diese Jahr die Nase voll hätte (zu wenig Gäste) und die Hütte nun dicht mache! Der Strom der Wanderer, die vom Rif. Maria herüberpilgerten sagte eigentlich anderes, aber er hatte die Hütte schon winterfest gemacht. Leider hatte er, wie wir später in der Pisciadù-Hütte erfuhren niemandem sonst Bescheid gesagt. Man darf gar nicht daran denken, was den Wanderer erwartet, der ahnungslos abends an der Boè-Hütte ankommt und die Hütte verschlossen vorfindet. Ihm bleibt, will er nicht im Winterraum übernachten, nur noch der in der Dunkelheit gefährliche Abstieg zur Pisciadù-Hütte, nach Canazei oder nach Arabba. Das Verhalten des Hüttenwirtes war m.E. unverantwortlich!
 
Da sich der leicht zu ersteigende Piz Boè in Wolken hüllte die zudem immer dichter und niedriger wurden, gingen wir nach einer kleine Pause zunächst auf dem Weg { 247 } in Richtung der Pisciadù-Hütte. Hinter der Boè-Hütte umrundeten wir den Zwischenkofel westwärts und stiegen an seiner Nordflanke schließlich ca. 100 m ab in den Zwischenkofelsattel. Hier biegt der Weg { 647 } nach Westen ab und führt zum Sella-Joch. Etwas weiter biegt dann noch der Weg { 649 }nach Nordwesten zum Pößnecker Klettersteig ab. Wir gingen jedoch auf dem Weg { 666 } weiter und steigen wieder ca. 50 m zum nächsten Sattel auf. Hier wand sich der Weg nach rechts und führte steil in mehreren Kehren hinab in das flache geröllige Val de Tinta hinab. Die verseilte Stelle umgingen wir etwas unterhalb und stiegen über das flacher werdende Geröll unter halb der Westwand der C. Pisciadù durch das Vallon del Pisciadù hinab zur . Dort konnten wir uns endlich wieder aufwärmen und genossen einen ganz hervorragenden, frischen Apfelstrudel. Wie bereits gesagt war der Wirt erstaunt von der geschlossenen Boè-Hütte zu hören, er hatte bis dato nichts davon gewußt.
 
^ Nach einer guten Stunde Pause und reiflicher Überlegung machten wir uns auf den Weiterweg. Der einzige Weg, der nicht allzu schwierig zu werden schien war der steile Abstieg durch das Val Setus. Alle anderen Wege kamen wegen des vielen Schnees und möglicher Vereisung nicht mehr in Frage. Wir stiegen also auf dem Geröllband, das in halber Höhe um den Sellastock herumführt, etwas aufwärts nach Westen. Der Weg endetet schlagartig, beinahe senkrecht abfallend am Einstieg (2.610 m) in das Val Setus. Von hier aus hatten wir einen herrlichen Blick hinüber zur Fanis-Gruppe, in der wir noch zwei Tage vorher waren.
 
Ohne Seile wäre ein Abstieg durch das Val Setus auch ohne Schnee ein äußerst riskantes Unternehmen, aber glücklicherweise gab es ausreichend viele Seile und es lag genügend Schnee, so daß der Abstieg nicht übermäßig gefährlich war. Wir stiegen also unter größter Aufmerksamkeit an den Seilen ca. 200m über die Felsen bis zu einer auffallend senkrechten Wand ab. Von hier aus ging es zunächst steil über Schnee und Geröll und später flacher werdend und ohne Schnee aus dem beklemmend wilden Val Setus heraus. Es ging weiter nach links (W) hinüber zum Grödner Joch. Wir wählten als Quartier für die Nacht das . Eine gute Wahl wie sich zeigte. Der Salat war erstklassig, die Bedienung sehr nett und der Enzian der beste der Tour.
 
Unser Weg { 2 } führte uns in einem Touristenstrom zunächst vorbei an dem Gasthof "Baita Clark", von wo wir einen letzten Blick auf das Grödner Joch warfen und weiter hinauf zum Cirjoch (2.469 m). Hier blieben die Touristen zurück, und wir brauchten den weiteren Weg nur mit wenigen anderen Wanderern zu teilen. Vom Joch aus ging es in sehr steilen Kehren abwärts nach rechts(O) abwärts ins Val de Chedül. Im Talgrund teilt sich der Weg, nach links (W) führt der Weg { 12 } in Richtung Wolkenstein, geradeaus weiter, wieder steil ansteigend, zum Crespeinajoch (2.528 m). Von hier aus hatten wir einen herrlichen Blick über die Puez-Hochfläche, bis hinüber zur Puez-Hütte. Wir konnten einen großen Teil unserer vor uns liegenden Tagesetappe bereits von hier aus sehen.
 
Wir steigen vom Paß steil hinab in die trostlose Felswüste und wanderten im Bogen (zunächst nach NW) auf die Puez-Hütte zu. Linker Hand passierten wir den Crespeina-See. Nach einiger Zeit erreichten wir das Ciampai-Joch, das die südliche Puez-Gruppe von der nödlichen trennt. Von dort ging′s aus eine kurze Rinne hinauf, und wir waren wieder auf der Puez-Hochfläche. Hier konnten wir in das eindrucksvolle Langental hinabsehen, das in einiger Entfernung ein klassisches Trogtal darstellte. Wir passierten rechts eine Abzweigung des Weges { 15 } (zur ) und erreichten kurze Zeit später auf dem hoch über dem Langtal leicht ansteigendem Weg die stark besuchte .
 
Nach einer ausgiebigen Mittagsrast machten wir uns auf den Weiterweg. Er führte uns bald eben, bald sanft ansteigend um eine vorgeschobene Schulter herum in ein begrüntes Hochkar oberhalb der balkonartigen Felswände des Langtals über die Puezalpe. Nach einiger Zeit teilte sich der Weg. Der direkte Weg in das Roa-Tal führte geradeaus (W) steil ansteigend über die 2.740 m hohe Nives Scharte. Auf der Rückseite befindet sich ein steiler Klettersteig, den wir wegen des Schnees vermeiden wollten. Der andere Weg führt im Bogen nach S zur Sieles-Scharte. Auch hier gibt es ein verseiltes Stück, das aber nicht so schwer und vor allem Schneefrei war. Von der Scharte aus hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Seceda und das dahinter am Horizont liegende Ortler-Massiv sowie die Geisler-Spitzen. Unser Weg führte uns nun wieder einmal steil von der Scharte hinab zum Talgrund und über eine Karrenfläche leicht ansteigend nach Norden auf die Roa-Scharte zu. Nach rechts zweigen nacheinander zwei Wege (Nr. 2 und 3) hinüber zur und den Geisler-Spitzen ab. Kurz vor der Scharte wurde der Weg wieder sehr steil und wir stiegen in einigen Kehren den Schutthang hinauf zur Scharte (2.617 m).
 
Von hier aus überblickten wir wieder ein gutes Stück des Weges zur Schlüter-Hütte. War der Weg auf der Südseite der Roa-Scharte völlig schneefrei, so hatte die im Schatten liegende Nordseite noch viel Schnee. Wir stiegen mit der gebotenen Vorsicht in steilen Kehren nach links in die Südflanke des Wasserkofels ab.
 
Nach ca. 200 m Höhenverlust wurde der Weg { 3 } flacher und wir querten die Schutthänge des Wasserkofels hinüber bis zum Kreuzjoch (2.293 m). Wir stiegen weiter nach O auf über die grasige Südflanke der Medalges-Alpe unterhalb des Sobutsch. Wir bewunderten den jähen Übergang zwischen dem grasigen Almgelände der Medalges-Alpe im Norden und den Geröllhalden der schroffen Nordseite der Puez-Gruppe im Süden des Tales.
 
Die Grenze verläuft wie mit dem Lineal gezogen in der Mitte des Tales. Der Weg wurde schließlich flacher und bei 2.421 m Höhe hatten wir den letzten Anstieg des Tages geschafft. Wir bogen um den Bergrücken nach links (N) herum. Nun hieß es noch einmal aufpassen, denn der nordseitige Weg quert einen steilen Hang und war im oberen Teil stark vereist. Wir gingen auf das Kreuzkofeljoch zu, bogen aber vorher nach links (NW) ab und erreichten über Wiesen sanft absteigend die . Sie ist eine urgemütliche Berghütte mit einem einzigartigen Blick hinab in das Vilnößtal.
 
Die letzte Nacht unserer Tour in der Schlüter war eisig kalt und klamm und wir freuten uns auf den Morgen, im warmen Frühstücksraum. Aber auch der war nicht viel wärmer, daher wärmten wir uns mit dem Morgenkaffee. Schließlich machten wir uns auf zum Abstieg. Zunächst aber ging es etwas ostwärts bergan zum Kreuzkofeljoch (2.340 m). Von dort aus links abbiegend (N) querten wir auf fast ebenem Weg die Grashänge der zu den Aferer Geiseln gehörenden Confin-Spitze. Auf dem Weg hatten wir immer wieder wunderbare Ausblicke über weiter Teile der ersten Tage unserer Tour. Der Blick ging vom wuchtigen Peitlerkofel vor uns westlich hinüber zum Seekofel, der Hohen Gaisl der Fanes-Sennes-Gruppe, Mt. Castello, dem Fanis-Massiv mit den dahinter liegenden Tofanen.
 
Von der Scharte aus ging es auf dem Weg { 4 } steil über ein ausgedehntes, teilweise vereistes Schneefeld hinab. Wir überschritten den Bach erst nach links, später im flacheren, nördlichen Geröllhang der Aferer Geiseln erneut nach rechts und querten den immer flacher werdenden Hang nach NW. Schließlich tauchten wir in den Wald ein und der Weg führte uns zur Brixener Dolomitenstraße. Auf ihr erreichten wir die Haslhütte. Leider teilten uns die Bewohner dort mit, daß dort, anders als in der Freitag & Bernd Karte eingezeichnet, keine Bushaltestelle war. So machten wir uns auf den Fußweg hinab nach St. Magdalena (dem Geburtsort von Reinhold Messner).
 
Nach einiger Zeit nahm uns ein freundliches Ehepaar bis in den Ort mit. Dort hatten wir Glück und brauchten nicht lange zu warten, denn kaum angekommen hatten wir Erfolg und eine freundliche junge Lehrerin nahm uns mit bis zum Bahnhof nach Clausen, so ein Glück! Mein Begleiter entschied sich noch einige Tage im angenehm warmen Eisacktal zu verbringen. Ich mußte leider am übernächsten Tag wieder arbeiten und da es schon nach Mittag war entschloß ich mich doch bald zu fahren. Wir tranken noch ein Abschiedsbier zusammen, aßen ein Eis und keine 20 Minuten später saß ich im Zug nach Innsbruck.