Andreas Wienekes Bergtouren Seiten
Die Seiten der Sektion Berlin bieten unter "Download" einiges an Material zum Berliner Höhenweg.
Als Wanderführer empfehlenswert: Rother, Zillertal mit Gerlos-, und Tuxer Tal

Die Homepage des Zillertals und der Sektion Berlin.

Die Anreise war wieder einmal herrlich: Im offenen Cabrio durch das seit Wochen vor Hitze kochende Deutschland, an München vorbei, durch das Inntal und dann hinein ins Zillertal. Mayrhofen ließ ich links liegen, denn ich wollte auf Empfehlung eines Bergkameraden in de.rec.alpinismus den Berliner Höhenweg gegen den Uhrzeigersinn gehen und damit bei der Gamshütte beginnen. Das war ein guter Rat wie sich später noch zeigen sollte.
 
Gegen 18 Uhr war ich dann endlich in . Nachdem ich einen brauchbaren Parkplatz gefunden und mich umgezogen hatte konnte es eine knappe halbe Stunde später losgehen. Der Aufstieg ist mit 3 Stunden angegeben, was bedeutet hätte, dass ich möglicherweise in die Dunkelheit geraten wäre. Da ich den Weg jedoch nicht kannte wollte ich das unbedingt vermeiden und legte etwas schneller los. Vom Parkplatz in Finkenberg geht's über die Brücke beim Teufelssteg, das ist die alte Holzbrücke gleich neben der neuen, und quert damit den Tuxbach nach S. Hinter der Brücke biegt der Weg nach rechts und schon beginnt die Strasse, zunächst noch durch den Ortsteil Großdorau, leicht anzusteigen. Nach einer kleinen Kurve erschien ein Wegweiser zum Hermann-Hecht-Weg {533}, auf dem man bald schon die Weide des Durster Hofes tangiert. Danach verläuft der Weg vorläufig gut gegen die Sonne geschützt durch den Wald. Er steigt dabei nie steil, aber immer stetig an, was mir ermöglichte ein recht hohes Tempo zu gehen. Einige Male kreuzte ich dabei eine der unvermeidlichen Forststrassen.
 
In 1.450 m Höhe war der Wald für die nächsten ca. 100 Hm verschwunden. Dort wo er gewesen war gab es nur noch Stümpfe und Büsche. Da er hier großflächig abgeholzt war vermute ich dass das auf Grund eines Windschadens war. Jedenfalls freute ich mich nun doch wieder, dass ich erst jetzt und nicht schon in der Gluthitze des Tages aufstieg. Oberhalb kreuzte ich die Forststrasse ein letztes Mal, der Weg wurde flacher und tauchte wieder in den Wald ein. Kurz darauf überholte mich der Wirt der Gamshütte und sagte ich brauche mich nicht zu beeilen, es seien noch genügend Plätze oben frei. Kurz hinter dem "Kraxentrager" verlässt der Weg den Wald und die Hütte ist zu sehen. Nach wenigen Minuten hatte ich die 1.000 Hm Anstieg geschafft und war nach insgesamt gerade einmal 1¾ Stunden an der angekommen.
 
Das sehr nette Wirtsehepaar brachte mich zusammen mit vier anderen Mitwanderern in einem schönen Lager außerhalb der Hütte unter. Beim Abendessen traf ich dann völlig überraschend Erhard, den netten Bergführer von meiner Ortlertour im Jahre 2000 wieder. Es gab ein großes Hallo und wir tauschten Erinnerungen dieser schönen Tour aus. Er führte wieder eine DAV-Summit Gruppe, diesmal eben auf Teilen des Berliner Höhenweges.
 
Morgens um halb sieben weckten mich meine Mitwanderer durch rumoren. Ich döste zwar noch etwas, war aber wach und beschoss nun doch aufzustehen. Nach Morgentoilette und einem ausreichenden Frühstück machte ich mich gegen 7¾ auf den Weg zum Friesenberg Haus. Hinter der Hütte begann der Berliner Höhenweg {536} zunächst einmal mit einem 200 Hm steilen Anstieg bis hinauf zum Abzweig zur Grinbergspitze, die heute allerdings nicht auf meinem Programm stand. Von hier aus führte er jedoch nahezu eben durch die steilen Grasflanken des Vorderen Grinberges hinüber zur Kuhschneide und weiter durch das weite Schranbachkar an dessen südlichen Ende man etwas ansteigend einen weiteren Grat des Grinbergs bei den "Grauen Platten" passiert. Besonders beeindruckt hier der Tiefblick in den Zemmgrund und der Blick weit hinüber zum Zillertaler Hauptkamm. Weiter ging ich stetig nach SW absteigend hinab zur Feldalpe, passierte diese und erreichte auf nahezu ebenem Weg kurz darauf die Pitzenalpe, eine Jausenstation, bei der ich mir eine kleine Rast gönnte.
 
Hier hatte ich den tiefsten Wegpunkt des Tages erreicht, von nun an hieß es aufsteigen! Im Bogen nach Norden gehend querte ich den Pitzenbach und stieg jenseits des Baches ging's steil den Hang hinauf zum Milchtrager. Hier war der erste strengere Anstieg geschafft und ich wanderte ganz sanft ansteigend die Aussicht genießend hoch über dem Zemmgrund hinüber zur Kesselalpe, wo der Weg hinunter zum Kesselbach allerdings wieder etwas an Höhe verliert. Nachdem ich den Bach überquert hatte bemerkte ich haufenweise Blaubeer Sträucher, ich machte Pause und plünderte erst einmal hemmungslos die Sträucher mit den vielen reifen Beeren.
 
Nach der ausgiebigen "Fresspause" ging's wieder steil aufwärts unterhalb der zerstörten Rifflerhütte vorbei, deren Reste vom Weg aus allerdings nicht zu sehen sind. Es ging immer weiter, teils sehr steil bei den Rifflerrinnen über gut gestuftes Blockwerk bergauf. Südlich vom kleinen Riffler erreichte ich ein weites flaches Kar, das ich teils etwas weglos über grobes Blockwerk nach W zu zunächst hinab zum S-Ufer des Wesendlekarsees querte. Wie ich später hörte hatten einige Wanderer die den gleichen Weg wie ich hatten dort tatsächlich gebadet, mir war der See aber zum Baden zu kalt und ich ging weiter auf das Petersköpfl zu. Unterhalb dessen Südgrates traf ich auf den vom Gasthof Breitlahner herauf ziehenden Weg {530} auf dem es nur noch ein kleines Stückchen bergauf ging. Nun hatte ich es geschafft, denn von hier aus konnte ich die Hütte schon sehen, 15 Minuten später saß ich beim Skiwasser vor dem und genoss die Sonne. Nach und nach trafen die anderen Wanderer mit denen ich am Morgen auf der Gamshütte gestartet war ein, bald auch Erhard und seine Gruppe.
 
Die Hütte war, obwohl Montags, schon gut belegt. Ich hatte die Wahl zwischen Notlager und Zimmer, da nahm ich dann doch lieber das Zimmer. Später kamen dann noch zwei Berliner mit in das Zimmer, sie waren ebenfalls auf der Gamshütte gestartet und wir hatten uns unterwegs immer wieder gegenseitig überholt.
 
Das Friesenberg Haus ist leider durch die unrühmliche Vergangenheit der Alpenvereine gekennzeichnet. Hier das wichtigste in Kürze. Das Haus, wie auch die Glorer Hütte und das Obertauernhaus wurde von Jüdischen Bergsteigern errichtet. Ab der Mitte der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde in Deutschland und Österreich der bereits vorhandene Antisemitismus immer stärker. Auf besonderes Betreiben von Eduard Pichl jedoch gegen den erbitterten Widerstand von Willi Rickmer Rickmers und Johann Stüdl wurden Juden schließlich aus den Alpenvereinen ausgeschlossen und gründeten die Sektion Donauland. Diese wurde 1924, übrigens lange vor dem Erstarken der Nazis in Deutschland, aus dem OeAV ausgeschlossen. Im Gegenteil: Zitat Uni Salzburg Die deutschen Sektionen verpflichteten daraufhin die österreichischen Sektionen, in den folgenden acht Jahren keine weiteren Anträge auf Einführung von Arierparagraphen zu stellen. Nach Ablauf der Frist und der Änderung der politischen Konstellation im Deutschen Reich empfahl der Hauptausschuss des Österreichischen Alpenvereins 1933 seinen Sektionen, den Arierparagraphen einzuführen.
 
Das Friesenberg Haus fiel so an die seinerzeit streng nationalsozialistisch ausgerichteten Alpenvereine und kam erst 1957 wieder zurück an den Ursprungsverein, der das Haus der Sektion Berlin übertrug. 1978 wurde nahe dem Friesenberg Haus eine Gedenktafel "zum Gedenken an die Verfolgung und Ermordung jüdischer Bergsteiger durch das Naziregime" eingeweiht. Im Haus geht man übrigens sehr offensiv mit der Thematik um, man kann sich dort auch innerhalb der Gaststube ausführlich informieren; Ich fand's gut so.
 
Das "ehrenvolle Andenken" an Eduard Pichl wurde im OeAV lange in Form einer nach ihm benannten Hütte aufrechterhalten. Das in den Karnischen Alpen 1893 als Wolayerseehütte errichtete Schutzhaus wurde in ersten Weltkrieg zerstört und 1923 als Eduard Pichl-Hütte wieder aufgebaut. Es sollte fast 80 Jahre dauern bis die erst Hütte 2002 !!, beinahe 60 Jahre nach dem Ende des Krieges und der Naziherrschaft, wieder ihren ursprünglichen Namen Wolayerseehütte erhielt.
 
Mehr zum Friesenberg Haus und zur Sektion Donauland findet Ihr im Magazin Panorama des Deutschen Alpenvereins, Ausgabe 1/2002, in einer Publikation der Uni Salzburg und im Magazin Austria des Österreichischen Alpenvereins die sich auch damit endlich ihrer Vergangenheit stellen, sowie in der Wiener Zeitung. Auch Interessant dazu Alpinismus im Hitlerstaat.
 
Für diesen Tag standen zunächst mal Petersköpfl und Hoher Riffler auf dem Programm. Der Weg führte hinter dem Haus gemächlich nach O ansteigend einen guten Weg hinauf zu der Scharte zwischen Petersköpfl und Hohem Riffler. Ich ging weiter hinauf zum Petersköpfl, dabei gab es nur eine kurze Ier Stelle die den ansonsten leichten Weg unterbrach. Oben auf dem Petersköpfl befinden sich unzählige Steinmänner und senkrecht aufgestellte Felsplatten. Der Grund dafür ist nicht klar. Manche vermuten hier eine Art Friedhof, die anderen lediglich dass viele Wanderer dies immer wieder erweitert haben. Hier oben, auf dem Hüttengipfel des Furtschagl Hauses, hatte man bereits einen wunderbaren Blick auf die gegenüberliegenden Gipfel des Alpen Hauptkammes.
 
Ich verweilte nicht allzu lange dort oben, denn ich wollte ja noch auf den Hohen Riffler. Beim Abstieg traf ich im Sattel Hans, einen Bergkameraden der im gleichen Zimmer wie die Berliner und ich geschlafen hatte. Zusammen mit ihm machte ich mich nun an den Aufstieg.
 
Zunächst ging's etwas abfallend nach N über grobes Blockwerk hinüber zum Fuß des SW-Grates des Hohen Rifflers, bald schon jedoch begann der Weg moderat im Zickzack nach NO anzusteigen. Nach ca. 100 Hm hörte der Steig auf und von nun an ging's größten Teils über grobes Blockwerk aufwärts. In ca. 2.800 m Höhe war der erste steile Anstieg geschafft und es ging ein kurzes Stück im Bogen von W nach N weglos über grobes Blockwerk nahezu eben hinüber zum nächsten Teil des Anstieges. Wieder ging's steil in leichter Ier Kletterei immer weiter den Grat hinauf. Erst in fast 3.200 m Höhe wandte sich der Weg nach NO und stieg nun moderat, aber immer noch in leichter Ier Kletterei an. Nach einer letzten kleinen Senke und einem ca. 30 m hohen letzten Anstieg erreichte ich den breiten flachen Gipfel des Hohen Rifflers (3.228 m).
 
Nach N, O und S war der Blick noch überwältigender als auf dem Petersköpfl. Im SW und W allerdings muss der Wanderer den grausigen Bereich des Skigebietes Tuxer Gletscher mit der großen Bergstation auf den Gefrorne Wand Spitzen verkraften. Die Gletscher waren allerdings nur noch sehr klein und alles was sich zum Tuxer Ferner Haus herunterzog war ein schmaler Pistenstreifen.
 
Der Abstieg verlief auf dem Aufstiegsweg wobei mir schon weit oben Erhard und seine Gruppe entgegen kamen. Ich pausierte nicht beim Friesenberg Haus, da ich an diesem Tag noch viel vorhatte. Von der Hütte aus ging's zunächst etwas westlich hinab {526} in Richtung Friesenberg See, den ich aber nicht erreichte, sondern der Weg verlief nur über den aus dem See fließenden Lapenkarbach hinweg. Auf der andren Seite ging's gleich zunächst nach rechts steil bergan um ein Riff herum und weiter im Zickzack insgesamt knapp 200 Hm aufwärts. Schließlich traf ich auf den von der Frisenbergscharte kommenden Verbindungsweg. Nun ging's weiter zunächst leicht absteigend auf schmalem Pfad entlang des steilen Abhangs, etwa bei der Gamsleiten wurde er nahezu eben und führte nun gelegentlich auch über grobes Blockwerk unterhalb der Gefrorenen Wand Spitzen nach SW hinüber zur . Hier traf ich die nette Österreicherin wieder, ihr Partner hatte sich auf den Weg zum Olperer gemacht und traf wieder ein, als ich noch Pause machte. Auch die beiden wollten, wie ich, später noch weiter zum Furtschagl Haus.
 
Ich ging nach einer ausgiebigen Pause weiter. Von der Hütte aus führte der Weg {502} ein kurzes Stück steil abwärts zu einer wunderschönen Bergwiese in die sich Wasserfälle ergossen und durch die der Riepenbach floss, herrlich! Ich ging leicht absteigend nach W über die schöne Wiese, querte den Bach und am Ende der Wiese ging's steil in vielen Serpentinen nach SO den Berg hinunter. Bald schon erreichte ich die Straße am N-Ufer des Schlegeisspeichers und ging darauf weiter nach S auf den Zufluss des Zamser Baches zu. Diesen querte ich am Ende eines großen Parkplatzes, der aber nun am späten Nachmittag nicht mehr so voll war. Mein Weg führte mich nun im Bogen nach S entlang des Sees, vorbei an der Jausenstation Zamsgatterl, bei der ich aber keine Pause mehr machte.
 
Der breite Wirtschaftsweg entlang des Sees ist nicht sonderlich interessant, bietet aber schöne Ausblicke gegenüber nach S auf das immer noch mächtige Schlegeiskees, nach O zum Greiner und zurück nach N auf Olperer, Hoher Riffler und dem Bereich der Olperer Hütte und des Friesenberg Hauses. Da es immer noch recht warm war und mir noch fast 500 Hm Aufstieg bevorstanden kaufte ich an einem kleinen Kiosk am Ende des Sees etwas Mineralwasser. So ausgerüstet konnte der Anstieg beginnen. Der Weg {502} führte nun über einen mit mehreren Betonröhren durchsetzten Steindamm durch den der Schlegeiskees Bach in den Speicher fließt. Dahinter begann der Weg dann leicht anzusteigen und ich erreichte nach ca. 1 km den nach links (O) führenden Abzweig zum Furtschaglhaus. Von dort aus ging's dann in vielen Kehren im Bereich der Wasserleklamm steil den Berg hinauf. Im unteren Bereich des Aufstieges war es durch die vielen Büsche immer noch schwül warm und daher sehr anstrengend. Nach der Hälfte des Anstiegs wurden die Büsche weniger und der Wind machte sich endlich wieder kühlend bemerkbar. Erst kurz vor der Hütte wurde der Weg schließlich flacher und führte bald nur noch leicht ansteigend über die Wiesen hinüber zum .
 
Die beiden Berliner und auch die beiden Thüringer waren schon in der Hütte und später am Abend kam dann noch das österreichische Pärchen, so waren am Ende des Tages fast alle die bei der Gamshütte gestartet waren wieder zusammen. Die Hütte besticht durch ein wunderschönes Panoramafenster im Speiseraum, das einen eindrucksvollen Blick auf den Großen Möseler, das Schlegeiskees und natürlich die darüber befindlichen Gipfel zulässt. Später am Abend genossen wir dann ein wunderschönes Alpenglühen durch das Fenster. Erwähnenswert ist noch die mit 13,30 Euro recht preiswerte HP, zu der eine große Portion Nudeln gehörte, wir ließen es uns schmecken.
 
An diesem Tag ging ich nicht allzu früh los, denn heute stand nur die Überschreitung zur Berliner Hütte an. Zunächst ging's steil S-förmig zum Grashang oberhalb der Hütte von wo der Weg {502} dann flacher, aber immer stetig anstieg. Es ging südlich unterhalb eines Gratausläufers durch und an dessen SO-Seite steil in Kehren hinauf zu einem flachen kleinen Plateau (2.700 m), dem "Frühstücksplatz". Hier oben traf ich die beiden Thüringer aus der Hütte wieder, die Berliner, die ich etwas unterhalb überholt hatte, trafen kurz darauf auch ein.
 

Gemeinsam mit den beiden Thüringern machte ich mich nun auf den Weiterweg. Es ging den Gratausläufer weiter hinauf, der Weg wurde zunehmend steiniger und die Vegetation immer weniger. An den S-Schuttflanken des Schönbichler Horns schließlich verlief der Weg über grobes Blockwerk und kurz vor der Scharte fanden sich einige gute Stahlseile an der Wand, die wir aber bei diesen Bedingungen und im Aufstieg schon gar nicht benötigte. Bald darauf erreichten wir die Schönbichler Scharte. Wir stiegen direkt weiter hinauf zum Gipfel, den wir nach 50 Hm Aufstieg (einige Ier Stellen) bald erreichten.
 
Dort oben war der Rundblick ausgezeichnet, man sitzt wie auf einem Aussichtsbalkon vor den Zillertaler Riesen. Turnerkamp, Großer Möseler und Hochfeiler, um nur die bedeutendsten zu nennen. Auch die Berliner Hütte war von hier aus schon im Osten tief unter uns zu erkennen, ebenso wie die Karawane von Bergsteigern, die sich von der Seite aus dem Berg hochwand. Wir hatten durch die vom Furtschagl Haus aus geringere Aufstiegshöhe und die Tatsache, dass der Aufstieg im Schatten verlief den Gipfel noch fast für uns. Als sich der Gipfel mehr und mehr zu füllen begann machen wir uns an den Abstieg.
 
Der Weiterweg zur Berliner Hütte beginnt nicht unmittelbar bei der Scharte, sondern er zweigt 15 m höher nördlich auf dem Weg zum Gipfel ab! Von dort aus verläuft er etwa 100 Hm am Anfang sehr ausgesetzt (Seile) den NO-Grat des Schönbichler Horns hinab. Hier mussten wir uns häufig mit dem Gegenverkehr arrangieren. Schließlich flacher werdend ging's dann weiter den NO-Grat hinab. Besonders beeindruckend war aber der angelegte Weg. Selbst hier oben bestand er aus sauber geschichteten Steinplatten. Wir gingen wie auf einer riesigen Freitreppe den Grat abwärts bis in etwa 2.750 m Höhe.
 
Hier zweigte der Weg nach rechts ab und wir stiegen, unterbrochen von einer etwas steilen, ausgesetzten Stelle (Drahtseile), auf gutem Weg die Flanke des Grates ins Garbenkar hinab. Weiter ging's entlang des Grates bis unterhalb des Krähenfuß. Dort wendet sich der Weg nach Osten und führt im Zickzack hinüber zur ehemaligen westlichen Seitenmoräne des Waxeckkees. Wir stiegen darauf hinab, bis zum Abzweig des Weges {520}, der zu Gasthof Alpenrose führt. Das Hinweisschild "Warme Duschen" ließ mich kurz zögern, aber ich wollte die Berliner Hütte unbedingt mal sehen. So folgte ich den anderen nach rechts die Moränenflanke hinab. Am Bach des Waxeckkees machten wir eine ausgedehnte Pause, es war herrlich hier unten in der warmen Sonne zu liegen und Ralf wagte sich sogar ins eiskalte Wasser des Baches.
 
Nach der langen Pause schlenderten wir weiter, zunächst die jenseitige Seitemoräne hinauf, dann nahezu eben durch die Bergwiesen, unter dem Nordhang des Steinmannls einen Bach querend und zum Schluss eine riesige Gletscherschliffplatte hinauf. Oben querten wir noch eine letzte große Brücke und standen vor der .
 
Die Hütte hat bei mir einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Einerseits sind der Eingangsbereich und der Speisesaal sehr beeindruckend, denn die hohen Räume und die Täfelung im Speisesaal sind für eine Hütte auf ca. 2.000 m Höhe sicher sehr ungewöhnlich, andererseits bedürfen die restliche Einrichtung, die Sanitärbereiche und auch das Äußere der Hütte teilweise einer Renovierung. Wir saßen abends noch lange vor der Hütte und feierten Abschied bei einigen Obstlern, da die beiden Thüringer ihre Tour auf dem Berliner Höhenweg hier beenden wollten.
 
Da die Wettervorhersage für diesen Tag nicht besonders gut war: "am Nachmittag im Alpenhauptkamm verbreitet Gewitter", startete ich also schon um kurz nach sieben. Morgens allerdings war der Himmel noch nahezu klar. Wieder ging's überwiegend auf ausgezeichnet angelegten, plattierten Wegen moderat, aber stetig ansteigend nach NO {502} zunächst über die Schwarzensteinalpe, später dann, die Vegetation wurde spärlicher, durch das Eldkar. An dessen oberen, nördlichen Teil erreichte ich nach einer kleinen Steilstufe den wunderschön gelegenen Schwarzsee. Hier machte ich eine kurze Pause.
 
Weiter ging's am südlichen Ende des Sees vorbei und an dessen Ostufer zickzackte ich mich auf schmalem, sehr steilem Pfad ca. 100 Hm aufwärts. Hier zweigte der Weg {522} zur Melkerscharte bzw. zur Zsigmondy Spitze ab. Ich blieb auf dem Weg {502} der nun weiter anstieg, war aber nicht mehr so steil war. Zunächst führte er nach NO genau auf die Roßköpfe zu, bald jedoch bog er nach O ab und führte leicht ansteigend zur Mörchenscharte (2.848 m) hinauf.
 
Von hier aus konnte ich die Greizer Hütte bereits gegenüber auf dem Hang sehen. Nach einer kurzen Pause ging ich weiter. Zunächst ging's ca. 30 Hm steil mit Hilfe von Seilen, danach weiter steil über Geröllhänge an den S-Abstürzen der Roßköpfe hinab. Es folgte eine kleine horizontale Blockwerk Stelle, an der mir die ersten Aufsteigenden entgegen kamen. Danach geht's nicht weniger steil die zunehmend grüner werdenden Hänge nördlich oberhalb der Mörchenklamm hinab. Von den Hängen des Kleinen Mörchners hörte ich dabei immer wieder das Grollen von Steinschlag.
 
In ca. 2.250 m Höhe tauchte der Weg in einen Latschenbereich ein und führte mit atemberaubenden Tiefblicken nach Süden hinüber. Es folgte eine ca. 30 m hohe, etwas ausgesetzte, aber seilversicherte Stelle in der es fast bis hinab in den Boden der Klamm ging. Aufgrund der Steilheit des Geländes gab es in der Klamm selbst noch sehr viele Altschneereste. Der Weg verlief nun wieder steil hinab durch die Wiesen, und kurz bevor der Weg endgültig hinab den Talboden des Floitenkeesbaches erreichte gab es noch ein kurzes seilversichertes Stück und eine ca. 20 m hohe Aluleiter zu überwinden. Nun ging's nur noch über Geröll (darunter Altschnee) hinüber zu Bach, den ich mit Hilfe einer schmalen, etwas schwingenden Brücke überwand. Hier machte ich erst mal im Windschatten eines großen Felsens eine ausgedehnte Pause.
 
Der Anstieg zur verlief nun auf dem östlichen Talhang teils moderat, teils steil zickzackend ca. 400 Hm über den Weg {521} hinauf. Der Himmel hatte sich schon sehr zugezogen, aber hier im Bereich der Hütte und der Lapenscharte schien noch die Sonne. Meine Pause an der Greizer Hütte viel dementsprechend kurz aus, denn ich hatte mich inzwischen entschieden doch noch zur Kasseler Hütte weiterzugehen. Nach einem Skiwasser, einer Backerbsensuppe und 1L Mineralwasser für meinen Platypus machte ich mich wieder auf den Weg.
 
Von der Hütte aus ging's schön nach N durch die Wiesen, erst in etwa 2.400 m Höhe bog der Weg {502} nach NO ab und zickzackte sich der Weg überwiegend moderat ansteigend die restlichen 300 Hm zur Lapenscharte hinauf. Kurz vor der Scharte führte der Weg dann schließlich eben über Blockwerk rechts um einen Turm herum und ich stand auf der Lapenscharte (2.700 m).
 
Ich genoss eine längere Pause auf der Scharte und konnte mein Tagesziel, die Kasseler Hütte von hier aus bereits sehen. Vor dem Erreichen der Hütte musste ich aber noch in einem weiten Bogen den Talschluß der Stillupe umrunden. Der Abstieg hier war deutlich moderater, als der von der Mörchenscharte und führte überwiegend auf guten Bergpfaden, teils aber auch durch westalpenartiges Blockwerk nach O abwärts. In ca. 2.300 m Höhe zweigt der Weg {518} zum Gasthof Grüne Wand in der Stillupe ab. Ich aber ging weiter auf dem Weg {502} der nun nach SO leicht abfallend, teils über grobes Blockwerk teils über Matten verlief und immer wieder Bäche (im gesamten Talrund ca. 20!) querte. Hier kam mir eine Gruppe Holländer, Erwachsene und einige Kinder, entgegen, die ohne größere Ausrüstung, nur in kurzen Hosen und T-Shirt zur Scharte wollten. Ich wunderte mich ob des schlechten Wetters über diese Absicht, aber sie waren fest entschlossen und ein "Anführer" meint den Weg zu kennen und schaffen zu können.
 
Bald, nach durchqueren eines Bereiches mit Almrausch und Blaubeeren kam ich zur Elsenklamm. Hier führt der Weg am oberen Rand der Klamm, recht ausgesetzt, aber mit sehr guten Seilsicherungen entlang. Nun begann der Weg insgesamt wieder zu steigen, es gab auch immer wieder kurze steile Anstiege und führte so durch das Löffelkar. Es galt immer wieder die von den Gletschern herab ziehenden Bäche, meist ohne Brücken oder Stege zu überwinden. Ziemlich genau im Süden des Talschlusses begann es zu regnen. Ich packte den Rucksack in das Cape und mich in meine Goretex Jacke ein und ging durch den stärker werdenden Regen weiter. Bald schon regnete es "Hunde und Katzen" und die Bäche schwollen an, so dass deren Überquerung immer problematischer wurde. Den letzten größeren Bach 500 m vor der Hütte querte ich glücklicherweise über eine stabile Brücke. Ohne die wäre das ein enormes Problem gewesen. Nun verschwand die Hütte erst mal aus der Sicht, was etwas demoralisierend war, aber schließlich tauchte sie unvermittelt vor mir auf und ich erreichte völlig durchnässt endlich die
 
Ich musste meine Socken auswringen, meine Hose ebenfalls, der Anorak hatte aber ansonsten das meiste abgehalten. Leider waren aber manche Sachen in meinem Rucksack nass, da der Regen wohl zwischen Rucksack Rückseite und meinem Rücken hinunter gelaufen war. Das nächste Mal werde ich die Sachen doch wohl innen teilweise in Plastiktüten einpacken. Die Holländer übrigens kamen schließlich auch noch, allerdings waren sie ziemlich fertig und völlig durchnässt keiner hatte auch nur einen Anorak dabei, unglaublich!
 
Die Hütte übrigens hatte wunderschöne, ganz neue und mit 5 Euro besonders preiswerte Lager mit prima Matratzen. Auch die Sanitärbereiche waren sehr neu, leider wollte der Wirt die Duschen wegen des Gewitters nicht mit warmem Wasser versorgen, schade. Die Wirtsleute und Bedienungen aber waren sehr nett und das Essen prima, was will man mehr ? Was für ein Unterschied zum "Bergsteiger Hotel" Berliner Hütte
 
Laut Wettervorhersage würde dieser Tag noch regnerisch sein, zum Wochenende hin sollte sich das Wetter dann wieder bessern. Ich hatte die vage Hoffnung gehabt die Wettervorhersage hätte sich geirrt und das Wetter würde schon an diesem Tag wieder besser, aber ich sah mich getäuscht.
 
Als ich morgens aufstand tröpfelte es und über dem Taleingang hingen immer noch dunkle Wolken. Beim Frühstück dann zog es sich wieder zu, wir waren in den Wolken, und ein früher Abmarsch wurde durch einen Regenguss verhindert. Ich saß zusammen mit einigen anderen Wanderern in der Gaststube und wartete eine Wetterbesserung ab. Nach einiger Zeit klarte es wieder auf, aber die dunklen Wolken blieben sowohl im Tal, als auch im Bereich der Gipfel hängen. Ursprünglich hatte ich geplant mit dem Weiterweg über den Sieben-Schneiden-Steig zur Edelhütte meine Zillertaler Tour zu beenden. Der Steig war mit 8 - 10 Std. angegeben. Zwar hatte der Vortag gezeigt, dass ich bei normalem oder gutem Wetter schneller als die angegebenen Zeiten war, aber bei diesem Regen und Gewitter wollte ich es nicht darauf ankommen lassen. Schweren Herzens beschloss ich die Tour nun doch schon hier zu beenden, schade.
 
Von der Hütte aus ging's zunächst moderat nach NO abwärts, aber bald schon wurde der Weg steiler, wandete sich nach N und lief zickzackend abwärts auf den Sonntagskarbach zu, der in ca. 1.950 m Höhe nach N gequert wurde. Weiter ging's in steilem Zickzack durch den unteren, immer grüner werdenden Teil des Sonntagskars hinab. Bald gab es auch wieder mehr und mehr Bäume. Es folgte ein kurzes, etwas flacheres Stück und nach einem letzten Zickzack Stück traf ich in 1.640 m Höhe bei der Stapfenalm auf die Talstation der Materialseilbahn der Kasseler Hütte.
 
Von hier ab verlief der Weg auf einer Asphaltstrasse. 100 m ging's nach SO und nach einer scharfen Kurve weiterhin steil abwärts nach NW. Nach einiger Zeit wurde der Weg dann wieder flacher und führte gemütlich durch die Almwiesen der Stapfenau hinab zum Gashaus Grüne Wand. Der Bus ins Tal fuhr mir gerade vor der Nase weg, aber im Gasthaus sagte man mir, der nächste käme schon in einer knappe halbe Stunde. So wartete ich etwas. Nach einiger Zeit traf auch noch eine größere Gruppe von der Kasseler Hütte ein, wir bestiegen den Bus, knapp eine halbe Stunde später war ich in Mayrhofen am Bahnhof und kurz darauf wieder an meine Wagen in Finkenberg.
 
Meine Arbeitskollegin hatte mir gesagt: "Wenn Du im Zillertal bist, musst Du unbedingt in Stumm in der Linde essen gehen!" Ich beschloss, dass das ein würdiger Abschluss für diese schöne Tour in den Zillertalern sein sollte und wurde nicht enttäuscht. Nicht gerade billig, aber vorzüglich. So endete, wenn auch etwas früher, wieder einmal eine wunderschöne Wanderwoche. Irgendwann mache ich auch noch den Rest von der Kasseler Hütte zur Edelhütte, um den Sieben-Schneiden-Steig kennen zu lernen.